Heilig-Kreuz-Kirche, Donnerstag, 11. Februar 2016, 20 Uhr
Winterprogramm 2016
Symphonisches Orchester der Humboldt-Universität zu Berlin
Lucas Blondeel, Klavier
Constantin Alex, Dirigent
Sergej Prokofjew: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in C-Dur op. 26
Sergej Rachmaninow: Symphonie Nr. 3 in a-Moll op. 44
Heilig Kreuz-Kirche, Berlin Kreuzberg
Zossener Str. 65, 10961 Berlin
U-Bhf. Mehringdamm / Hallesches Tor
Tickets 12€ / ermäßigt 8€ zzgl. VVK-Gebühren im Humboldtstore (Foyer Hauptgebäude der HU),
bei
www.reservix.de und allen bekannten VVK-Stellen sowie Restkarten an der Abendkasse nach Verfügbarkeit.
Zum Programm
Der Formalist trifft auf den Romantiker: Das Symphonische Orchester der Humboldt-Universität beschäftigt sich mit zwei russischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts, deren musikalische Tonsprache trotz ihrer gleichen Herkunft kaum unterschiedlicher sein könnte.
Sergej Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3, das er zwischen 1917 und 1921 sich selbst als gefeiertem Klaviervirtuosen auf den Leib schrieb, zeigt den Komponisten auf dem Höhepunkt seines musikalischen Schaffens. Nach der russischen Revolution verließ er nicht wie viele Zeitgenossen die Heimat, sondern passte sich zunächst weitgehend den veränderten Umständen an und suchte mit seiner nüchternen, motorisch-virtuosen und oft mit feiner Ironie versetzten Musik dem Willen der neuen politischen Führung zu genügen und gleichzeitig seinen eigenen musikalischen Stil zu verwirklichen. Ganz bewusst brach Prokofjew mit der gefühlig-romantischen Melodik seiner Zeitgenossen, verließ aber nie den Boden der Tonalität, allerdings nicht ohne sie mit herben, teils provokanten Dissonanzen zu erweitern. So bekommt
dieses Klavierkonzert eine fast politische Note, denn der Bruch mit der Romantik scheint gleichsam ein Bruch mit dem zaristischen Russland und seinem musikalischen Ausdruck zu sein. Sergej Rachmaninow hingegen gilt gemeinhin als der romantischste der russischen Komponisten, dessen gefühlvolle, ausdrucksstarke Melodien selbst von Fachleuten immer wieder gern als Kitsch abgetan werden. Wie ungerecht dieses (Vor)Urteil ist, zeigt seine wenig bekannte Symphonie Nr. 3, die er 1935 als Alterswerk komponierte. Das typisch russische Kolorit, die spätromantischen Harmonien und die schmelzenden Melodien bleiben als ein bestimmendes Moment erhalten, doch überraschend ist das Spiel mit der Form, genial die Gestaltung des 2. Satzes als langsamer Satz und Scherzo gleichermaßen, und völlig unerwartet die Form des 3. Satzes, dessen Durchführung eine Fuge (!) ist. So zeigt sich der entschlossene Erneuerer Prokofjew als Bewahrer der Form und der gealterte Romantiker Rachmaninow als überraschend experimentierfreudiger Erneuerer – ein wahrhaft faszinierendes Spannungsfeld zweier großartiger Komponisten.